#un­ver­s­chaemt -​ An­stieg se­xu­ell über­trag­ba­rer In­fek­tio­nen

Das Präventionsprojekt #unverschaemt nutzt Social Media, um über sexuell übertragbare Infektionen (STI) aufzuklären.

(Bochum, 07.03.2024) Seit drei Jahren arbeiten die Kranken- und Pflegeversicherung KNAPPSCHAFT und das WIR - Walk In Ruhr, Zentrum für Sexuelle Gesundheit und Medizin in Bochum - in dem Präventionsprojekt #unverschaemt zusammen, um junge Menschen über STI aufzuklären und ihnen in Bochum konkrete Hilfe bei einer möglichen Erkrankung zu bieten.

Die Weltgesundheitsorganisation geht insgesamt von jährlich weltweit 127 Millionen Chlamydien-Neuinfektionen aus. Dabei kann die Zahl für Deutschland nur geschätzt werden, da es außer in Sachsen keine Meldepflicht gibt. Das Robert Koch-Institut schätzt aktuell die Zahl auf rund 300.000, die Dunkelziffer könnte jedoch höher sein. Neben den Chlamydien steigen unter anderem auch die Zahlen der Erkrankungen an Gonorrhö und Syphilis in Deutschland wieder an. Allein bei letzterer haben sich die Zahlen von 2000 auf 2022 mehr als verzehnfacht (800 zu 8.300). Die HIV-Zahlen bleiben indes stabil und niedrig.

Ein Hauptproblem für die steigenden Zahlen: Die Menschen sind unzureichend informiert. Das zeigen auch die Ergebnisse der ersten bundesweiten repräsentativen Befragung von 2018-2019 zu Gesundheit und Sexualität (GeSiD – Gesundheit und Sexualität in Deutschland). Viele Menschen sind zwar über HIV und Aids gut informiert, dies trifft aber nicht in gleichem Maße auf andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) zu. Prof. Dr. Norbert H. Brockmeyer, Mitbegründer und ehemaliger Leiter des WIR sowie Präsident der Deutschen STI Gesellschaft, sieht da klaren Handlungsbedarf: „Wir müssen noch stärker in den Social-Media-Kanälen aufklären. Zusätzlich müssen gerade in Schulen und sonstigen Institutionen diese Themen, die die Gesundheit auch unserer Kinder betreffen, mit modernen Methoden und mit Freude vermittelt werden. Wir brauchen dringend mehr Bildung zu sexueller Gesundheit und STI."

Testungen auf STI im Rahmen der #unverschaemten Beratung im WIR zeigen, dass bei circa 10 Prozent der Getesteten ein positives Testergebnis vorliegt und eine Infektion mit Chlamydien, Gonorrhö, Syphilis oder einer anderen STI diagnostiziert wird. Der große Vorteil im WIR: bei einem positiven Test ist die ärztliche Beratung und Behandlung direkt vor Ort.

Das Präventionsprojekt #unverschaemt strebt eine breite Vernetzung in Bochum an und leistet über die Social Media Kanäle der KNAPPSCHAFT und des WIR bundesweit Aufklärungsarbeit. „Nicht nur die Zielgruppe der jungen Menschen muss aufgeklärt und mit Wissen und Informationen versorgt werden, auch diejenigen, die mit jungen Leuten arbeiten, können davon profitieren“, so Bettina am Orde, Geschäftsführerin der KNAPPSCHAFT. Ein Kern des Projekts ist daher die aufsuchende Arbeit, in der die Sexual Health Adviser des WIR vor Ort ihre Expertise rund um sexuelle Gesundheit vermitteln. Sie beraten beispielsweise bei Jugendveranstaltungen oder Festivals. „Ein ganz entscheidender Faktor“, sieht auch Prof. Brockmeyer. „Für eine erfolgreiche Aufklärung müssen wir neben der Verhaltensprävention auch viel stärker die Verhältnisprävention umsetzen. Das heißt also nicht nur die jungen Leute mit Informationen versorgen, sondern auch die Rahmenbedingungen vor Ort verbessern.“

Das Online-Angebot in Form von Social Media Content auf den Kanälen der KNAPPSCHAFT und des Walk In Ruhr vermittelt in kurzen Videos und Postings Informationen, klärt über Mythen auf und bietet zahlreiche Tipps zu dem Thema.

Einen Filmbeitrag zum Projekt finden Sie zur freien Nutzung unter:

https://www.youtube.com/watch?v=m5mcJoDqw9M

Die KNAPPSCHAFT zählt mit rund 1,4 Millionen Versicherten zu den größten Krankenkassen in Deutschland. Sie kombiniert den Schutz der Kranken- und Pflegeversicherung mit einer ganzheitlichen Versorgung: In ihrem medizinischen Kompetenznetz arbeiten Ärztinnen und Ärzte, Kliniken, Pflegekräfte, Gesundheits- und Versicherungsfachleute Hand in Hand. So erhalten Versicherte eine Vielzahl von Leistungen zur Früherkennung und Prävention – die nicht selten über den gesetzlichen Standard hinausgehen. Weitere Informationen unter www.knappschaft.de.

WALK IN RUHR (WIR)
Als institutionsübergreifende Einrichtung bringt das WIR – Walk In Ruhr, Zentrum für Sexuelle Gesundheit und Medizin, Katholisches Klinikum Bochum (KKB), Beratung, Information, medizinische Behandlung, Prävention, Psychotherapie und Selbsthilfe im Bereich Sexueller Gesundheit unter einem Dach zusammen. Das ist bislang einmalig in Deutschland und ermöglicht eine bedarfsgerechte, breite und nachhaltige Versorgung, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Ratsuchenden abgestimmt werden kann. Das Walk In Ruhr (WIR) hat im Frühjahr 2016 auf dem Gelände des St. Elisabeth-Hospitals in Bochum eröffnet.
Weitere Infos unter www.wir-ruhr.de