Wie sich der digitale Medienkonsum auf Kinder in Bayern und Baden-Württemberg auswirkt
Bereits jüngere Kinder wünschen sich zu Weihnachten gerne Handys und Tablets, Heranwachsende können sich ein Leben ohne Games, Apps und Audiobooks nicht vorstellen. Im Auftrag der Krankenkasse KNAPPSCHAFT befragte Civey Eltern in Deutschland, welchen Einfluss der digitale Medienkonsum auf die Gesundheit und das Sozialverhalten ihrer Kinder hat.
Die Ergebnisse für Bayern / Baden-Württemberg (in Klammern jeweils Alle Bundesländer):
- 36,8 / 35,4 (36,1) Prozent gaben an, dass bei ihren Kindern ein geringeres Interesse an sportlichen Aktivitäten oder Spielen im herkömmlichen Sinn besteht.
- 33,4 / 33,4 (35,4) Prozent der Befragten bemerkten eine schlechtere Konzentrationsfähigkeit.
- 22,2 / 24,6 (20,6) Prozent beobachteten bei ihren Kindern Schlafprobleme und
- 7,4 / 7,2 (8,3) Prozent stellten bei ihren Kindern eine Gewichtsveränderung fest.
„Wir wissen aus diversen repräsentativen Studien, dass es einen Zusammenhang zwischen intensiver Mediennutzung - mehr als 30 Minuten pro Tag - und Entwicklungsstörungen von Kindern gibt“, sagt Dr. Marion Kolb, Ärztliche Leiterin der Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie an der Bergmannsheil und Kinderklinik Buer, die zum Verbund der Knappschaftskliniken gehört. Die Expertin warnt: „Sogar der übermäßige passive Konsum von Medien, wie zum Beispiel ein im Hintergrund laufender Fernseher, wirkt sich negativ aus, da Kleinkinder von ihrem kindlichen Spiel und sozialen Interaktionen abgelenkt werden.“
Übermäßiger Medienkonsum kann das Schlafverhalten in Form von Einschlafstörungen, Schläfrigkeit am Tag oder verkürzter Schlafdauer beeinträchtigen. „Bereits bei Säuglingen gibt es einen Zusammenhang bezüglich Fütter- und Einschlafstörungen, wenn die primäre Bezugsperson während der Betreuung parallel digitale Medien nutzt“, bestätigt Dr. Marion Kolb.
Aber auch die Gewichtsveränderung darf in diesem sensiblen Alter nicht vernachlässigt werden. Die Knappschaftsexpertin Dr. Marion Kolb hierzu: „Die übermäßige Beschäftigung mit digitalen Medien kann auch körperliche Folgen haben. Studien bei 8-13-Jährigen haben ergeben, dass bei täglichem Medienkonsum von mehr als 60 Minuten pro Tag vermehrt Süßigkeiten und Süßgetränke konsumiert werden, was durchaus zu Übergewicht führen kann. Andere Jugendliche vernachlässigen dagegen ihre Bedürfnisse wie Hunger, Durst oder Hygiene, so dass manche bei exzessiver Mediennutzung auch abnehmen.“
Ab welchem Alter sollten Kinder auf dem Handy oder Tablet spielen dürfen?
In Bayern / Baden-Württemberg (in Klammern jeweils Alle Bundesländer) waren sich 26,3 / 29,0 (29,0) Prozent der Eltern bei der Civey-Umfrage der KNAPPSCHAFT einig, dass Kinder frühestens ab einem Alter von 6-8 Jahren Spiele auf dem Handy oder Tablet spielen sollten. 28,0 / 28,6 (26,3) Prozent finden, Kinder sollten dies erst ab einem Alter von 9-12 Jahren dürfen. Insgesamt sind also in Bayern / Baden-Württemberg 54,3 / 57,6 (55,3) Prozent der Eltern der Meinung, dass Spiele auf dem Tablet/Handy nicht vor dem 6. Lebensjahr genutzt werden sollten. Nur 3,4 / 4,0 (3,6) Prozent der Eltern würden eine Nutzung schon für Kinder unter drei Jahren und 15,1 / 14,8 (15,7) Prozent im Alter von 3-5 Jahren erlauben.
„Die Weichen für digitalen Medienkonsum werden im Vorschulalter gestellt, in dem eine selbstreflektierte Mediennutzung noch nicht möglich ist“, so Dr. Marion Kolb. Die Ärztin stellt klar: „Unter zwei Jahren sollte keine selbständige Mediennutzung erfolgen. Die täglichen Medienzeiten sollten von den Eltern klar begrenzt werden. Richtwerte für 7-10-Jährige sind 45 Minuten, für 11-13-Jährige 60 Minuten, ab 14 Jahre 90 Minuten.“
„Familien sollten sich dringend professionelle Hilfe suchen, wenn die Mediennutzung die motorische, sprachliche oder sozio-emotionale Entwicklung des Kindes beeinträchtigt. Gleiches gilt, wenn aus der übermäßigen Nutzung körperliche Probleme wie Kopfschmerzen und Schlafstörungen entstehen oder bei bestehenden psychischen Problemen (ADHS, Depression, Ängste) der intensive Medienkonsum zum Lösungsansatz wird“, rät Dr. Kolb.