Spezielle Reha hilft Fachkräften auf die Beine
MBOR in der Knappschafts-Klinik
Mit einer optimierten und verzahnten Behandlung sind die Fehlzeiten infolge von Muskel-Skelett-Erkrankungen bei Beschäftigten des K+S-Werks deutlich gesunken. Eine medizinisch-beruflich orientierte Reha (MBOR) in der Fachklinik Bad Liebenstein stärkt die Leistungsfähigkeit der Fachkräfte, verdeutlicht eine Auswertung der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See (KBS).
Chronische Schmerzen, die mit Krankschreibungen einhergingen, veranlassten Elektrotechniker Andreas Bicking früh zu einer Reha. 15 Monate danach hat sich seine Leidensphase deutlich reduziert. Der 30-Jährige ist zurück an seinem Arbeitsplatz im Kraftwerk und hat wieder Spaß an Sport und Muskelaufbau. Auch bei Frank Denner (46) ist die Reintegration eine Erfolgsgeschichte. „Mir geht es wieder gut“, sagt der Bergmann, der in die Kaligrube in Unterbreizbach einfährt.
Maßgeschneidertes Behandlungskonzept
Muskel-Skelett-Erkrankungen haben nicht nur Bicking und Denner lange beeinträchtigt. Deutschlandweit und branchenübergreifend ist die Diagnose für die meisten Ausfalltage aller Beschäftigten verantwortlich.
In enger Abstimmung mit dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) des K+S-Werks Werra ist in der m&i-Fachklinik Bad Liebenstein ein „maßgeschneidertes Behandlungskonzept“ entwickelt worden, wie Chefarzt Dr. Wolf-Dieter Müller berichtet. „Unsere Ärzte erhalten über ein datenschutzgesichertes Verfahren optimalen Einblick in die Arbeitsplatzanforderungen und Tätigkeiten im Werk.“
Spezielle Belastungstests oder berufsbezogene Therapiegruppen zählen zu den Diagnostikelementen. Die Abstimmung mit dem Kostenträger KBS garantiert verkürzte Reha-Wartezeiten für Fachkräfte, deren Erwerbsfähigkeit gefährdet oder bereits gemindert ist. Zum Abschluss erfolgt ein Austausch zwischen den Beschäftigten, der Rehaeinrichtung und der BGM-Leitung im Werk. In vielen Fällen wird nach sechs Monaten eine einwöchige Intervall-Reha sowie ein ambulantes Nachsorgekonzept zur Verstetigung der Rehabilitationseffekte angeboten. „Die enge Verzahnung fördert die berufliche Reintegration. Bestenfalls können die Beschäftigten wieder in ihre alte Tätigkeit eingegliedert werden“, ergänzt Orthopäde Dr. Müller.
Die 2005 begonnene Kooperation ist eine Erfolgsgeschichte, wie eine Auswertung der KNAPPSCHAFT belegt, bei der ein Großteil der K+S-Belegschaft im Werrarevier versichert ist. In einem siebenjährigen Untersuchungszeitraum bis 2019 haben sich die Arbeitsunfähigkeitstage von 326 Betroffenen im Werk Werra im Jahresvergleich mehr als halbiert. Ein Jahr nach der Klinikbehandlung waren die Ausfallzeiten stellenweise sogar bis zu 77 Prozent gesunken. „Unter dem Strich haben sich nach der orthopädischen Reha die diagnosetypischen AU-Tage um mehr als 10.000 reduziert, im Jahresdurchschnitt um 1459“, ermittelte KBS-Controllerin Grit Gebauer.
Das mit der Evaluierung beauftragte Institut für Physikalische und Rehabilitative Medizin am Universitätsklinikums Jena belegt die Bedeutung für Gesundheit und Volkswirtschaft und notiert unter dem Strich einen messbaren Benefit von rund drei Millionen Euro.
„Das bekräftigt unser Bestreben, die Gesundheit der Beschäftigten zu erhalten oder durch eine Reha wiederherzustellen“, betont Ivonne Balduf, BGM-Leiterin im K+S Werk Werra mit seinen rund 4400 Beschäftigten. „Leistungsfähige Mitarbeiter sind das größte Pfund eines Unternehmens."
Ralf Knufinke, Reha-Referent bei der Knappschaft-Bahn-See, führt den Erfolg des Projektes nicht zuletzt auf die kooperative Zusammenarbeit aller Beteiligten zurück. Auch Anke Will, Referatsleiterin für Reha und Rente der KBS in Frankfurt, würdigt das Vorsorgekonzept für eine längere Lebensarbeitszeit: „Hier wird das Motto Reha vor Rente mustergültig umgesetzt.“
Auswertung zur Arbeitsunfähigkeit im Werra-Kalirevier (PDF, 110KB)